LITERATUR
  Poetry-Gig  
   
Donnerstag 27.04.
20.00 Uhr
Maschinenhaus

Bohdan Piasecki ist Warschaus Slam-König, der Berliner Bas Böttcher gilt als einer der innovativsten jüngeren Lyriker in Deutschland. Zusammen werden sie mit Mi³osz £uczyñski, einem in Paris lebenden und international gefragten Videokünstler erstmals ihre multilinguale Poetry-Sound-Visuals-Show präsentieren.
   
 

Bas Böttcher ist als deutscher "National Slam Champion" (1997) längst Stammgast in den Literaturhäusern der Welt. Mehrmals wurde er vom Goethe-Institut zu internationalen Tourneen eingeladen. Seine Sound-Poesie erinnert an Rap ebenso wie an die Nonsensdichtung der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Bekannt geworden ist er auch mit seinem Hiphop-Act Zentrifugal. 2004 erschien sein erster Roman "Megaherz", 2005 betrat er zusammen mit Wolf Hogekamp mit der Herausgabe der "Poetry Clips" Neuland – es handelt sich um eine DVD, welche deutschsprachige Spoken-Word-Künstler in Ton und Bild setzt. Und gerade ein paar Wochen alt: das Text- und Audiobuch "Dies ist kein Konzert".


Bastian Böttcher
   
Bohdan Piasecki brachte als Erster den Poetry-Slam nach Polen. Er organisiert den monatlichen, im Kulturpalast stattfindenden "Poetry-Slam Warschau", Polens älteste Veranstaltungsreihe dieser Art. Organisatorisch war er an zahlreichen Poetry-Workshops und -Events beteiligt, die Spoken-Word mit Musik und anderen künstlerischen Formen verbinden. Bohdan Piasecki lehrt an zwei Universitäten und arbeitet an einer Dissertation zur literarischen Übersetzungstheorie. Er ist ein leidenschaftlicher Anhänger des brasilianischen Kampftanzes Capoeria.

Bohdan Piasecki
   
Mi³osz £uczyñski Visual und Multimedia-Artist, Video Director, Performer, Installationskünstler: Mi³osz £uczyñski lebt und arbeitet in Paris seit 2001. Er studierte Kommunikation und Multimedia in Toulouse. Als leidenschaftlicher Anhänger von Musik und Performing Arts fand er neue kreative Horizonte in der elektronischen Musik. Er begann als VJ bei Raves in Polen, entwickelte dann aber seinen eigenen Stil, eine Kombination aus Bild, Klang und Text.

Mi³osz £uczyñski
   
  Performance-Gig (mit dt. Obertiteln)
     
Donnerstag 27.04.
21.15 Uhr
Maschinenhaus
"Gegen Abend, am ersten Frühlingstag 2005 in Warschau-Ursynowo, unterbrach plötzlich ein gewisser Mensch, Liebhaber von Massenläufen mit dem Pseudonym Prinz, das Aufräumen seiner Wohnung. Er ließ den Staubsauger angeschaltet und begab sich auf einen Massenlauf, während dem er auf einen Hochspannungsmast kletterte und mit voller Stimme eine Rede hielt. Zum Wohle der Allgemeinheit, und vielleicht auch zum Wohle des Prinzen, holte man ihn von dort runter und bändigte ihn. Ich nahm an diesem Ereignis teil. Die Texte, die ich präsentieren möchte, sind ein Versuch der inneren Rekonstruktion dieses Ereignisses" (Z. Kowalski).
Der Dichter und Schauspieler Zbigniew Kowalski schlüpft in seinem Stück "Solo in Praga" in die Rolle des Erzählers, des "Prinzen", des Bruders, des Vaters und der Mutter. Musikalisch beleitet wird er von Pawe³ Szamburski und Raphael Rogiñski.
 
 

Zbigniew Kowalski ist Absolvent der Fakultät Theaterwissenschaft an der Warschauer Theaterakademie. Seit 1995 Schauspieler im Theater Studio (Auftritte in "Miasto", "Pó³noc", "Cz³owiek", "Parsifal", "Hamlet"). Ausgezeichnet wurde er im nationalen Stanis³aw-Czycz-Lyrikwettbewerb, zweifach ausgezeichnet beim Warschauer Turnier der Dichter-Nacht. Seine Gedichte finden sich in den Zeitschriften "Studium" und "Ha!art".

Musikalisch begleitet wird er von Pawe³ Szamburski, Klarinettist, Improvisationsmusiker und  Gründer sowie Frontmann der Band Meritum. Einige seiner zahlreichen Projekte: Tupika, Cukunft, Grandier, Sztetlach, Bauagan. Bekannt wurde er durch seine Zusammenarbeit mit Galimadjaz. Außerdem leitet er den Autorenveranstaltungszyklus "Djazzpora", worin er zeitgenössische Improvisationsmusik und visuelle Kunst präsentiert.

Und der Dritte im Bunde ist Raphael Rogiñski. Er hat seit seinem 13. Lebensjahr nicht mehr aufgehört, elektrische Gitarre zu spielen. Improvisations-, ethnische, elektronische, theatralische und Filmmusik gehören zu seinen Arbeitsfeldern. Er arbeitete mit zahlreichen internationalen und polnischen Musikern, mit Theatern, Performern und Schauspielern (Jerzy Zelnik, Jolanta Lothe, Maria Peszek, Jan Peszek und Piotr Skiba). Musikalische Gastspiele absolvierte Rahael Rogiñski bei den Musikprojekten Djazzpora, Sztetlach und Broniewski.


Zbigniew Kowalski, Foto: Marcin Cecko



Raphael Rogiñski
     
Songtext-Gigs  
 
Donnerstag 27.04.
ab 22.15 Uhr
Maschinenhaus

Mi³ka Malzahn & Jacaszek

Mi³ka Malzahn ist Schriftstellerin, Dichterin, Galeriebetreiberin, Festivalmacherin und Moderatorin für das Polnische Radio in Bia³ystok. Ihre bekanntesten literarischern Werke: der Erzählband "Baronin Spätherbst", der auf der Frankfurter Buchmesse 2001 vorgestellt wurde, sowie ihr 2004 erschienener erster Roman "Rhababerkönigin". Parabelhaft schildert er eine von Langeweile und Routine durchsetzte bürgerliche Existenz einer jungen Frau sowie deren Versuche, sich selbst zu finden und dieser lähmenden Welt zu entkommen. Zusammen mit dem Elektroniker Micha³ Jacaszek nahm sie ihr zweites Album "Sequel" auf (Gustaff Records, 2005). Es verbindet moderne elektronische Musik mit "singender Poesie". Zuletzt tourte sie mit dem seelenverwandten deutschen Act Donna Regina durch Polen.

Jacaszek startete sein musikalisches Abenteuer mit einer Poetry-Illustration. 1998 veröffentlichte er eine CD mit Gedichten ("Wiersze zmieszane") und eine weitere mit Gedichten von jungen polnischen Dichtern ("Rocznik dŸwiêkowy"). 2003 entwickelte Jacaszek das LEM-Projekt – der Form nach ein Hörspiel, aber umgesetzt als Bühnen-Inszenierung zusammen mit einem Texte lesenden Schauspieler. 2004 wurde sein Album "Lo-Fi-Stories" veröffentlicht (Gustaff Records), das er in ganz Polen vorstellte.


Mi³ka Malzahn
 
  Jan Böttcher & Herr Nilsson
 
Jan Böttcher ist mit "Lina oder: Das kalte Moor" (2003) ein viel beachteter Einstand als Erzähler gelungen. Das Buch erzählt in melancholischen Bildern von Anpassung und Rebellion im niedersächsischen Zonenrandgebiet der 80er Jahre. Das Hörbuch "Der Krepierer" (2004) bietet eine Erzählung, die der Autor selbst liest. Soeben ist sein zweiter Roman "Geld oder Leben" erschienen. Als Sänger und Gitarrist der Band HERR NILSSON, die er 1997 mitbegründete, bespielte er zunächst die Bühnen Prenzlauer Bergs, um dann mit wachsender Fangemeinde den Aktionsradius auf das gesamte Berlin, später auf das gesamte Hoheitsgebiet des deutschen Feuilletons auszudehnen. Ihren Stil bezeichnen die vier Herren selbst treffenderweise als "Textpop". Für Ende 2006 ist ihr fünftes Album geplant, mit neuem Liedgut, z.B. dem Liebeslied Du kannst mir viel erzählen oder der Aufforderung an Meine Neffen, raus zu gehen und sich mit den Nachbarjungs zu prügeln.
"Reduzierte Popsongs mit rockigen Elementen. Kein Jazz! Bewegung auf der Bühne = Bewegung im Publikum. Transparenter Sound. Weiterhin zum Zuhören bringen/zwingen durch Text unterstützendes Musizieren. Auch Ruhepunkte im Konzert setzen. Als Mannschaft auftreten. Solieren nur, wenn man’s gar nicht mehr aushält" (Herr Nilsson über Herr Nilsson).

Herr Nilsson
     
 
Max Cegielski & Masala Soundsystem
Konzert, Soundsystem-Party
 
 
Mit seinem Roman "Masala", einer kritischen Bestandsaufnahme polnischer Jugendkultur, wurde Max Cegielski zu einem viel beachteten Autor. "Masala", 2002 erschienen, erzählt die Geschichte eines jungen Polen, Kuba, der sich auf eine Expedition nach Indien begibt, und damit gleichzeitig zu sich selbst. Der Protagonist wird zu einem anonymen Beobachter der Massen junger Europäer, die nach Indien kommen, um religiöse Erleuchtung, von Zivilisation unberührte Orte zu suchen, oder einfach nur Drogen und Spaß. Kubas Reise ist auch eine Flucht vor dem polnischen Nachwende-Polen, in dem er zu ersticken droht.
Für seinen zweiten, 2004 herausgebrachten Roman "Apokalypse" hat Cegielski den Schauplatz ins Milieu ausgebrannter, drogenabhängiger Yuppies nach Warschau verlegt (2004). Max Cegielski schrieb Reportagen über Indien und Bollywood sowie über Pakistan (z.B. Gazeta Wyborcza, Fluid, Machina, Newsweek). Dieses Jahr wird sein neues  Buch über den Sufismus in Pakistan erscheinen.
Cegielski ist "Godfather", Produzent und DJ des Masala Soundsystems, das er zusammen mit seinem DJ-Kollegen und Produzenten Rafa³ Ko³aciñski aka Praczas und mit Maciek Szajkowski (Warsaw Village Band) aufbaute. In der Live-Version bietet Masala urbane Beats des Orients und Indiens, wobei traditionelle Musik mit modernen Einflüssen verwoben wird. Damit bereitete Masala den Weg für ein in Polen vollkommen neues und bisher unbekanntes Genre. Ihre Originalität führte sie auf Tourneen nach Frankreich, Holland, Japan und in die USA. Masala hat bisher ein Konzeptalbum, das Indian-MidEastern-World-Folk mit Drum'n Bass und Dub verbindet, und eine EP (Across the Wilderness) produziert.
Das Masala Soundsystem wird zum Abschluss des literarischen Freestyle-Abends einen Trip durch den urbanen Soundkosmos mehrerer Länder und Kontinente unternehmen: mit Beats aus Indien, dem Balkan, Osteuropa, Polen und der "westlichen" Hemissphäre küsst die Nacht ihre tanzenden Freunde.

Moderator und Talkmaster: Jacek Slaski


Max Cegielski